Bei Intertext kennen wir die Terminologie der Rechtssprache, eine der anspruchsvollsten und komplexesten Fachsprachen überhaupt, aus erster Hand. Die Übersetzung juristischer Dokumente beinhaltet nicht nur die Übertragung des Wortlauts von einer Sprache in eine andere, sondern auch die präzise und korrekte Vermittlung von Konzepten, Terminologie und juristischen Nuancen. Dieser Prozess wird durch die Besonderheiten der Rechtssprache erschwert, die sich in verschiedenen Rechtssystemen und Kulturen teilweise erheblich unterscheiden.
Die Besonderheiten der Rechtssprache
Jedes Land hat sein eigenes Rechtssystem, das in seiner Geschichte, Kultur und seinen rechtlichen Traditionen verwurzelt ist. So unterscheidet sich das Rechtssystem Deutschlands in vielen Aspekten konzeptionell von dem der USA oder Großbritanniens. Diese Unterschiede spiegeln sich nicht nur in den Gesetzen und Vorschriften wider, sondern auch in der Art und Weise, wie juristische Dokumente verfasst werden und in der verwendeten Terminologie.
Beim Prozess der Übersetzung juristischer Dokumente ist bei Weitem nicht nur die bloße Sprachbeherrschung gefragt; ein umfassendes Verständnis der juristischen Konzepte in beiden Sprachen und Sprachgebieten ist hierbei ebenso unabdingbar, wie die Fähigkeit, die Intention des Originaltexts und seines rechtlichen Kontextes genau zu erfassen. Angesichts der extremen Präzision und der spezialisierten Terminologie der Rechtssprache kann ein einzelner Begriff in unterschiedlichen rechtlichen Kontexten verschiedene Interpretationen haben. Daher ist es von größter Bedeutung, dass Übersetzer über ein tiefes Verständnis der relevanten Rechtssysteme, der anwendbaren Gesetze und der spezifischen Terminologie verfügen.
Anwendungen der künstlichen Intelligenz im juristischen Bereich
In den vergangenen Jahren gab es rasante Entwicklungen bei den Modellen der natürlichen Sprachverarbeitung, die speziell darauf ausgelegt sind, die Herausforderungen juristischer Texte zu bewältigen.
Verfassen juristischer Texte
KI-Modelle wie ChatGPT haben eine beeindruckende Fähigkeit, Sprache zu beherrschen und juristische Konzepte zu verstehen, obwohl es auch andere Modelle gibt, die speziell mit dieser Sprache trainiert wurden. ChatGPT kann nicht nur Fragen beantworten, sondern auch dabei helfen, juristische Dokumente zu verfassen und Klauseln aus verschiedenen Perspektiven in Verträge einzufügen. Das Tool hat sogar einige juristische Prüfungen bestanden und damit ein Niveau erreicht, das dem eines Praktikanten oder Junior-Anwalts nahekommt. Das hat wichtige Implikationen:
- ChatGPT kann als Anwaltsassistent bei der Erstellung von juristischen Mitteilungen oder Verträgen fungieren, was wirklich bemerkenswert ist.
- Allerdings sind seine Fähigkeiten begrenzt, und seine Arbeit muss immer von einer juristischen Fachperson überwacht werden, da das Tool unter Umständen Details erfinden und wahre Fakten mit falschen vermischen kann, wobei beide mit der gleichen Autorität präsentiert werden.
- Beim Verfassen juristischer Texte verwechselt ChatGPT häufig numerische Daten und kann subtile Fehler in den Erklärungen einführen. Dies bedeutet, dass nur Experten einige dieser Fehler erkennen können.
Implikationen für die Suche und Erstellung von Inhalten
Bei der Suche nach juristischen Informationen gibt es wichtige Einschränkungen bei der Verwendung generativer Technologien wie ChatGPT, Gemini (ehemals Bard) oder Copilot. Beispielsweise können diese ihre Quellen nicht zitieren und haben Schwierigkeiten, neues Wissen zu integrieren.
Was die Erstellung juristischer Inhalte betrifft, kann ChatGPT in einigen Fällen Zeit sparen, sollte jedoch prinzipiell als Entwurf betrachtet werden, der von einer juristischen Fachperson überprüft und vervollständigt werden muss.
Das sind nur einige Beispiele dafür, wie KI im juristischen Bereich helfen kann. Insgesamt hat die KI das Potenzial, die Effizienz, Genauigkeit und Zugänglichkeit juristischer Dienstleistungen zu verbessern, auch wenn sie Fehler macht, und überdies ethische und regulatorische Fragen aufwirft, die man angemessen angehen muss.
Künstliche Intelligenz in der juristischen Übersetzung: Fortschritte, Nachteile und Perspektiven
Das Aufkommen der künstlichen Intelligenz im juristischen Sektor ist ein Thema, das Anlass für wachsendes Interesse und lebhafte Diskussionen gibt, insbesondere im Kontext der juristischen Übersetzung. Die inhärente Komplexität der Rechtssprache, mit ihren unterschiedlichen Rechtssystemen, spezialisierten Terminologien und sprachlichen Nuancen, hat die Entwicklung von Modellen der natürlichen Sprachverarbeitung gefördert, die speziell darauf ausgelegt sind, diese Herausforderungen zu bewältigen.
Trotz der potenziellen Vorteile der künstlichen Intelligenz in der juristischen Übersetzung gibt es auch erhebliche Risiken wie etwa den Datenschutz, die berücksichtigt werden müssen.
Bezüglich der Anwendung der DSGVO bei der maschinellen Übersetzung wird immer empfohlen, Texte vor dem Hochladen in eine KI oder einen automatischen Übersetzer zu anonymisieren, um die Privatsphäre der Informationen zu schützen. Kostenlose Versionen automatischer Übersetzer wie Google Translate oder DeepL können Daten zu Trainingszwecken speichern und wiederverwenden, was Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Privatsphäre der Daten aufwirft.
Es ist daher wichtig, sich der Datenschutzrichtlinien dieser Werkzeuge bewusst zu sein und Alternativen in Betracht zu ziehen, die einen angemessenen Schutz der Daten gewährleisten, insbesondere bei einem so sensiblen Kontext wie der juristischen Übersetzung.
Trotz dieser Herausforderungen kann KI als Schreibassistent im juristischen Bereich ein wertvolles Werkzeug sein, solange sie angemessen überwacht wird und ihre Einschränkungen verstanden werden. Modelle der natürlichen Sprachverarbeitung können dazu beitragen, die Effizienz und Qualität der juristischen Arbeit zu verbessern, bieten schnellen Zugriff auf relevante Gesetze, Rechtsprechung und Doktrin und erleichtern das Verfassen juristischer Dokumente.
Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung anzuerkennen, dass die KI die Erfahrung und das Urteilsvermögen des Menschen bei der Auslegung und Anwendung des Rechts sowie bei seiner Übersetzung nicht ersetzen kann. Letztendlich sollte der Einsatz künstlicher Intelligenz im juristischen Sektor eine Ergänzung zur Arbeit von Anwälten, Rechtsexperten und juristischen Übersetzern sein, aber nicht als vollständiger Ersatz für deren Expertise und Urteilsvermögen angesehen werden.